Paris –Anlagenbetrieb beginnt

Mathias Herms ist seit vielen Jahren Experte für die Errichtung und Inbetriebnahme komplexer Biogas- und Abfallbehandlungsanlagen. Mit dem Start der Inbetriebnahme für die erste Pilotanlage zur energetischen Verwertung von organischen Abfallstoffen für den Großraum Paris ist auch bei dem erfahrenen Ingenieur eine deutliche Erleichterung anzumerken.

„Es war ein langer Weg von der Planung bis zur Mechanischen Fertigstellung der Anlage, den wir zusammen in den vergangenen knapp drei Jahren gegangen sind. Die Anlage wurde nach den zum Teil recht speziellen französischen technischen wie auch rechtlichen Anforderungen errichtet. Zudem mussten wir auf zahlreiche Lieferprobleme mit Umplanung und Implementierung von alternativen Lösungen reagieren. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir nun die Freigabe zur Inbetriebnahme der innovativen Anlage erhalten haben.“ Im ersten Schritt wurden der Fermenter mit Impfschlamm befüllt und die ersten Chargen Abfall angeliefert.

Herms und sein Team haben in den vergangenen Monaten alle Anlagenteile der Pilotanlage einem umfangreichen Funktionstest unterzogen, Betriebsläufe vorbereitet und im März die kalte Inbetriebnahme abgeschlossen und die darauf durchgeführte Mechanische Abnahme durch den französischen Kunden und die beteiligten Behörden bestanden.

Frankreich stellt sich Herausforderungen moderner Kreislaufwirtschaft

Die innovative Anlage wurde durch die französischen Verbände Syctom und SIAAP, welche in Paris für die Abfall- und Abwasserbehandlung zuständig sind, beauftragt. Das Ziel der Anlage ist es, sagt Herms, die im Abfall gebundene Energie in eine speicherbare und nutzbare Energieform (Erdgasqualität) zu überführen. „Das passiert mit dieser Anlagenform mit einer deutlich höheren Effizienz und höheren Erträgen, als mit konventionellen Verfahren.“

Das angewendete Verfahren hilft zudem, Nährstoffe wie Stickstoff- und Phosphorverbindungen zurückzugewinnen.

„Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von nachhaltigen Abfallbehandlungskonzepten für die französische Hauptstadt.“, so Herms.

GICON® hat die Errichtung als Konsortialführer mit den Partnern Tilia SAS (Paris), Fraunhofer IGB (Stuttgart), DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (Leipzig) und France Biogaz Valorisation (Strasbourg) verwirklicht. Sebastian Otto, GICON®-Geschäftsbereichsleiter Bioenergie: „Für die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, aber auch die stets zielgerichteten Abstimmungen mit der Auftraggeberseite. möchten wir uns noch einmal ausdrücklich bedanken“.

Im Rahmen n der Inbetriebnahme werden in den nächsten drei Monaten alle Teilprozesse auf Nominalkapazität gebracht, auf die Abfallcharakteristik angepasst und in den Ergebnissen optimiert. Danach folgt der 12-monatige Anlagenbetrieb mit FRAUNHOFER und GICON®- Personal nach einem detailliertem Versuchsprogramm.

GICON® erfolgreich auch dank eigener Forschungsentwicklung

Für eine erste Labor- und Konzeptphase haben die zwei kommunalen Pariser Zweckverbände (Syctom und SIAAP) 2018 zunächst vier Konsortien ausgewählt, um technologische Konzepte für eine maximale Verwertungsquote der Abfallfraktionen zu entwickeln. GICON® war in dieser ersten Phase Teil des von Tilia geführten Konsortiums und nutzte für die Untersuchung von knapp 8.000 Kilogramm organischen Reststoffen (Hausmüll, Klärschlamm, Pferdemist sowie Fett) seine eigene Versuchsanlage am Standort Cottbus.

GICON®-Consult-Geschäftsführer Dr. Hagen Hilse beschreibt die Bedeutung eigener Forschung & Entwicklung: „Dank unseres aufgebauten Know-hows und der vorhandenen eigenen Infrastruktur für Substratversuche konnten wir gemeinsam mit unseren Partnern eine passgenaue Lösung zur Behandlung und Weiterverwertung der Pariser Abfälle entwickeln. Das ist ein Musterbeispiel für anwendungsorientierte Forschung.“

Wenn sich das Pilotprojekt bewährt, soll nach diesem Konzept nach der landesweiten Einführung der getrennten Abfallerfassung eine industrielle Großanlage unter anderem bis zu 76.000 Tonnen organische Reststoffe pro Jahr umweltgerecht zu Biogas und Dünger verarbeiten.

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