Schweine leben gesünder durch Mikroalgen

Forschungsprojekt AlgaPork beweist in umfassender Studie, dass die Schweinemast von der Futtermittelergänzung mit Mikroalgen profitieren kann.

Mit dem GICON®-Photobioreaktor (PBR) existiert eine Technologie, mit der Mikroalgen das ganze Jahr über weltweit kultiviert werden können. Dank der innovativen Geometrie in Form eines „Tannenbaums“ ahmt er nicht nur die Natur nach und minimiert Verschattungen, welches ein besseres Wachstum der Algenmasse zulässt, durch einen Doppelkammerschlauch ist der PBR jederzeit in der Lage, die Temperatur konstant zu halten und ein sogenanntes Biofouling zu verhindern. Hochwertige Mikroalgenbiomasse entsteht auf kleinerem Raum mit reduziertem Wassereinsatz, als es für den Anbau anderer Nahrungsmittel auf dem Feld notwendig wäre.

Im Forschungsprojekt AlgaPork wurden diese Vorteile über ein Jahr direkt in der Landschaft eingesetzt. Der Versuchsaufbau auf dem Gelände der Agraset - Agragenossenschaft eG Naundorf (Agraset) in Erlau wurde mit einem modularen GICON®-PBR realisiert. Neben GICON® und Agraset waren der Dresdner Softwareentwickler Fodjan sowie als Forschungspartner die Universität Rostock am Projekt beteiligt.

Projektziele von AlgaPork:

  • Algenproduktion vor Ort
  • Identifizierung und Nutzung von Synergien
  • Nachweis von Effekten einer Algensupplementation
  • Entwicklung und Praxistest von Methoden der tierwohlrelevanten Sensorik und Datenerfassung im Stall

Aus dem Photobioreaktor wurden täglich 300 Schweine mit 200 Liter Algensuspension versorgt. „Die Produktion vor Ort am Hof ist ideal. Wir konnten somit effektive Wege hin zum Tier einhalten und mussten die Biomasse nicht im Trockenzustand dem Futter der Versuchsgruppen beimischen“, so Biosolar-Fachbereichsleiter Dr. Stefan Matthes. Die für den Praxiseinsatz erforderliche einfache Algenversorgung wurde maßgeblich durch die bauliche Kopplung des GICON®-PBR mit dem Stallinneren ermöglicht. Über eine Ernteleitung konnte die Algensuspension im laufenden Betrieb vom Reaktor direkt in den Stall gefördert werden, ohne dass die Mitarbeiter diesen dazu verlassen mussten.

Ein weiterer Synergismus wurde über die Kühlung geschaffen. In einem geschlossenen Kreislauf zirkulierte bei Bedarf Kühlwasser zwischen dem PBR und dem Brauchwasserspeicher (ca. 12°C). Somit konnte im PBR eine moderate Temperatur gehalten und gleichzeitig das für die Futteraufbereitung benötigte Brauchwasser erwärmt werden.

Die Studienergebnisse belegen, dass durch den Einsatz von Mikroalgen in der Schweinehaltung positive Auswirkungen, nicht zuletzt auf das Tierwohl, zu erwarten sind. „Die Tiere in den Algengruppen haben im Untersuchungszeitraum von jeweils 35 Tagen durchschnittlich rund ein Kilo je Tier mehr an Gewicht zugelegt als die Tiere in den Kontrollgruppen ohne Mikroalgensupplementation.“, so GICON®-Projektleiter Dr. Martin Ecke. Gleichzeitig zeigten die Daten, deren statistische Auswertung durch Fodjan-Mitarbeiter erfolgte, dass sowohl der erforderliche Medikamenteneinsatz als auch der Tierverlust in der Algenkohorte gegenüber der Kontrollgruppe signifikant geringer ausfiel.  Ergänzt wurde dieses durch die Beobachtungen der Landwirte von Agraset, die den Tieren eine geringere Stressanfälligkeit bescheinigten, was sich nicht zuletzt in einem ausgeglicheneren Verhalten der Tiere zeigte.  „Wir können mit dieser Studie erstmals zeigen, dass mit dem Futterzusatz Alge der Einsatz von Medikamenten in der Zucht weiter zurückgefahren werden kann. Was von Vorteil für Züchter, Tiere und Verbraucher ist“, so Vorstandsvorsitzenden der Agraset-Agrargenossenschaft eG Jan Gumpert.

Ergebnisse in der Zusammenfassung:

  • Größere Gewichtzunahmen von ca. 1 kg pro Tier in 35 Tagen
  • Verringerung des Therapieindexes um rund 60%
  • Rund 45% weniger Tierentnahmen

Die Effekte konnte durch die Experten von Fodjan mit statistischer Signifikanz belegt und somit der Algensupplementation zugeschrieben werden. Außerdem wurde eine Tendenz zur besseren Futterverwertung festgestellt. Die im Trend durch Algensupplementation in der Schweinehaltung erzielbaren positiven Auswirkungen auf die Tierentwicklung konnten zusätzlich an der Universität Rostock an einem für diese Zwecke entwickelten in vitro-Model, dort liebevoll als „Glasschwein“ bezeichnet, bestätigt werden.

Alle Projektpartner haben sich in einem Abschlusstreffen Mitte Dezember darauf geeinigt, dass sie sich die Fortsetzung des Projektes vorstellen können, wenn eine Finanzierung für eine weitere Entwicklungs- und Forschungsarbeit zur Verfügung sichergestellt werden kann.

Das Projekt AlgaPork hatte eine Laufzeit von Januar 2020 bis Dezember 2022 und wurde im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaften (EIP AGRI) vom Freistaat Sachsen aus Mitteln des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum (simul+) gefördert.

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